VIEL PLATZ FÜR KLEINE WELT
VIEL PLATZ FÜR KLEINE WELT IN GROSSER SPUR
Schramberg. Nicht nur die Herzen von Modelleisenbahnfreunden werden im "Eisenbahnmuseum Schwarzwald" bald höherschlagen:
Ab 27. Oktober ist die größte Spur-2-Sammlung der Welt im Gewerbeparks H.A.U. in Schramberg beheimatet.In einem denkmalgeschützten Industriegebäude ist auf rund 742 Quadratmetern Fläche eine Eisenbahnlandschaft in großer Spur entstanden. Die Sammlung besteht aus 900 Eisenbahnmodellen, die in rund 170 laufenden Metern Glasvitrinen präsentiert werden. Jedes Modell besteht aus rund 10 000 Stahleinzelteilen.
Im Schnitt stecken 1000 Arbeitsstunden in den Modellzügen, die alle voll funktionstüchtig sind. Die Handarbeits-Supermodelle in den Baugrößen 1, 2 und 5 sind bis zu einen Meter lang und bis zu 20 Kilogramm schwer.
Auch alle Einzelteile – Gleise und Gebäude – wurden in aufwendiger Handarbeit gefertigt. Auf unterschiedlich großen Schauanlagen im Maßstab 1:22,5, rollen Züge in den Baugrößen 1, 2 und 5 – das sind die größten Züge unter den Kleinen. Auf einer rund 400 Quadratmeter großen Anlage können Besucher zahlreiche Funktionen selbst auslösen und Züge steuern.
Das Thema Eisenbahn wird in Zukunft ein weiteres Spektrum zu dem in der Auto- und Uhrenwelt präsenten Themen Mobilität erschließen. "100 Jahre Renn- und Autobahnen fürs Kinderzimmer": Diese Sonderausstellung präsentiert die Geschichte der elektrischen Modellautorennbahnen von 1912 bis heute und erinnert an die Kindheitsträume der Wirtschaftswunder-Ära. Anfang der 60er-Jahre hat die elektrische Eisenbahn in Deutschland Konkurrenz bekommen von der Modellautorennbahn, in Fachkreisen "slot racing" genannt.
Das Eisenbahnspiel war bis dato technisch interessant, aber brav. Auf der Modellautorennbahn brauchte man nicht artig zu spielen. Es kam zum Wettbewerb. Und genau der reizte. Der Druck des Daumens bestimmte das Tempo. Wer zu stark drückte, flog aus der Kurve. Nur mit viel Erfahrung und gutem Fingerspitzengefühl wurde der Rundkurs gemeistert.
Die Blütezeit der elektrischen Modellautorennbahnen in Deutschland begann 1963, als Carrera sein "Universal" genanntes Schienensystem nach englischem Vorbild präsentierte. Die Erfindung mit dem Schlitz in der Fahrbahn, in dem ein Führungsstift (später ein Leitkiel) die kleinen Flitzer auf der Piste hielt, stammte nämlich aus England. Der Boom der Rennbahn brachte im Laufe der 60er-Jahre eine Reihe an Wettbewerbern mit sich. Neben Carrera tauchen dabei Herstellernamen wie Märklin, Scalextric, Faller, Fleischmann, und Prefo (DDR) auf.
Einige der Firmen kamen ursprünglich aus der Modelleisenbahn-Ecke, wollten aber am Slotcar-Boom teilhaben. Doch bereits Ende der 70er ließ das große Interesse an den Rennbahnen nach. Bis auf Carrera und Scalextric stellten alle anderen Hersteller ihre Programme ein.
Die Ausstellung im Auto- und Uhrenmuseum ErfinderZeiten in der H.A.U. informiert über die Entwicklung der elektrischen Modellautorennbahn, von ihren Anfängen bis heute. Wie die Modelleisenbahn spiegelt auch die Autorennbahn die technischen Errungenschaften ihrer Zeit wider. Die Geschichte der elektrischen Modellautorennbahn, beginnend mit dem Spielwunderwerk von Lionel von 1912, die als Ur-Modellautorennbahn gilt, über Märklin 1934 bis hin zur neuesten Slot-Racing-Bahn von Scalextric von 2010 wird gezeigt.
Dazwischen werden Bahnen, jeweils mit Parcours von Gama, Märklin Sprint, Fleischmann, Stabo und einige mehr zu sehen sein. Auch Exoten wie Egger, Revell, LR Roussy und Bub bereichern diese Ausstellung.
Damit man nachvollziehen kann, wie sich die Modellautobahnen in Deutschland entwickelt haben, finden Besucher Modellautos, die eine deutliche Nähe zu Wagen auf der realen Reichsautobahn der 30er-Jahre zeigen. Sammlungen von Rennwagen und sonstigem Zubehör runden die Ausstellung ab.
Selbst "Tempo machen" kann man live auf zwei elektrischen Modellautorennbahnen, die im Foyer des Museums stehen.
Quelle: Schwabo vom 17.10.2012